Nebenbei: Ich habe auch gefilmt, aber wann ich da etwas nach Youtube stelle, kann ich noch nicht sagen.
Eine 600 Kilometer-Strecke fehlte mir noch für die Qualifikation Paris-Brest-Paris. Das hätte ich gerne am 11./12. Mai in Groningen getan, aber da war eine Beerdigung viel wichtiger. Das Gute ist, dass man sich in Holland auch in PBP-Jahren überall kurzfristig noch am Vorabend anmelden kann. Also nun über Pfingsten in Holland. Ich dachte, ich sei der einzige Nicht-Holländer, aber am zweiten Tag traf ich dann morgens an der ersten offenen Tankstelle einen Mitfahrer aus Freiburg (Namen weiß ich nicht).
Wir waren schon am Freitag zu Freunden an den Niederrhein gefahren, ich dann Samstag von dort noch 162 km nach Haarlem.
Die Wetterprognose im Radio wurde stündlich schlechter. Eine Stunde vor dem Start (der war Samstag morgen 9 Uhr) hieß es, an der Nordwestküste (wo wir ja starteten) sei Windstärke 9 mit Böen bis 90km/h zu erwarten, im Landesinneren 8. Etwa so war es dann auch. Nur den vielen Regen hätte ich so nicht erwartet. Ohne Schutzbleche (des Sturmes wegen) war dann schnell alles durchweicht. Trotzdem glaube ich, dass der Höhepunkt des Sturmes noch vor unserem Start war – es lagen sehr viele Zweige auf den Radwegen, auch ziemlich dicke. Ich habe aber fast nie tatsächlich etwas herunterfallen sehen.
Nach ein paar Kilometern waren wir auch schon an der ersten Fähre von zweien – dort habe ich 31 Teilnehmer gezählt. Dazu vielleicht noch Nachzügler, starten durfte man bis 10 Uhr.
Danach ging es über Land Richtung Nordost mit dem Sturm von hinten. Mit meinen neuen Laufrädern, den 28mm-Conti 5000 mit 8 Bar und Tubolito-Schläuchen (mehr dazu später) rollte es sich unheimlich leicht. Bis zur ersten Kontrolle. Danach ging es wieder gen Süden, also Wind von vorne. Später, nach Amsterdam und Almere, ein längeres Stück entlang dem Eemmeer. Da kam der volle Sturm genau von rechts über das offene Wasser – der Radweg war zwar mindestens 5 m höher, aber die Gischt von der Brandung kam da auch noch hin. Habe ich schon gesagt, dass es viel regnete? Im Verlauf des Nachmittags wurde es dann etwas besser, bis der Wind am späten Abend tatsächlich einschlief. Da war ich etwa in Venray, also die südöstliche Ecke des zu fahrenden Dreiecks.
In den nicht so von Touristen besuchten Gegenden gibt es in Holland sehr viele Schweinehöfe und was noch alles. Da kann man leicht mal eine Stunde fahren, und es stinkt einfach nur die ganze Zeit. So war das dann auch hier im Süden. Den Bauern kann es so schlecht nicht gehen, wenn man sich ihre Prachthäuser so ansieht. Nur dass sie eben auch mit dem Gestank leben müssen …
Hier ging es auch mehrmals über die Grenze nach Belgien. Der Unterschied zwischen den beiden Ländern verblüfft mich immer wieder. Holland hat viel bessere Straßen und vor allem Radwege, in Belgien sieht alles etwas heruntergekommen aus, auch die Häuser und Gärten. Das ändert sich an den Grenzen tatsächlich von einem Meter auf den anderen.
Die Nacht war sehr unangenehm, ich hatte mit ein paar Grad mehr gerechnet. Zwei Schlafpausen. Man kann tatsächlich gleichzeitig zittern und schlafen! Die zweite Pause im Morgengrauen habe ich dann etwas gedehnt, bis die Sonne anfing, zu wärmen.
Am Vormittag ging es dann weiter bis zur südwestlichen Ecke der Strecke, Zeeland. Danach hätten wir eigentlich Wind (keinen Sturm mehr) von hinten gehabt, also SSW. Aber in Küstennähe war es dann doch etwas mehr, und von NNW – also wieder Gegenwind. War aber nicht tragisch, die Strecke verlief viel durch Dünen.
Wo der erste Tag und die Nacht Pflicht waren, war dann der zweite Tag die Kür. Ein ganz anderes Holland. Dünen, Strand, und am Pfingstsonntag (nachdem der Samstag ja wettermässig zum Vergessen war) sind unglaublich viele Leute an der Küste gewesen – auch auf dem Radwegen. Das war großenteils die LF1 , also ein Fernradweg. Etwa 2,5 Meter breit mit Mittelstreifen, durch viele große Dünen mit spürbaren Steigungen, schnellen Abfahrten, engen Kurven. Darauf Jung und Alt, Urgroßeltern, schnelle Rennräder, Hunde mit langen Leinen – aber irgendwie alles kein Problem. Gespürt mehr Deutsche als Holländer, zumindest hat man sie weiter gehört.
Wie immer war ich auf der Strecke einer der langsamsten, wenn ich mal jemandem begegnete, dann nie lang, weil er schneller fuhr. Darum war ich doch sehr erstaunt, zu erfahren, dass ich als Siebter zurückkam. Offenbar habe ich weniger Pausen gemacht. Das fällt einem ja auch leichter, wenn man alleine fährt. Gebraucht habe ich lange 34:40 Stunden auf einer normalerweise einfachen Strecke, aber eben – das Wetter! Die erlaubte Maximalzeit auf allen 600km-Strecken sind 40 Stunden.
Ach ja – die Tubolito – Schläuche. Von denen habe ich mir viel versprochen. Trotzdem einen Platten gehabt, den ich nach den Werbeversprechen eigentlich nicht erwartet hätte. Winziger Einstich durch einen winzigen scharfen Kieselsplitter. Dafür war der Schlauch vielleicht doch zu dünn. Dazu will ich noch einen weiteren Blog schreiben. Jedenfalls kann man sie zwar flicken, aber das geht anders als bei normalen Schläuchen, dauert länger und ist etwas kniffliger, finde ich. Ganz dicht war er dann nicht wieder, also habe ich später doch noch einen normalen Schlauch eingesetzt. Flicken muss sein, sonst wären sie zu teuer. Jedenfalls habe ich nun ein Übungsobjekt. Aber das war unterwegs auch mein einziges technisches Problem.
Paris kann kommen!